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Mesnerdienst

Das Wort Mesner wird nicht, wie häufig vermutet, von Messe abgeleitet, sondern von dem lateinischen "mensa", also dem Tisch oder Altar Gottes. Daneben hört man auch die Bezeichnung Kirchner, im Norden Deutschlands spricht man vom Küster. Ursprünglich war der Mesner ein Mann am Eingang des Versammlungsraumes, der bei den zum Gottesdienst Kommenden auf eine angemessene Erscheinung achtete, auf Kleidung und Verhalten. Daß es hier mitunter Probleme gegeben haben muß, läßt sich aus Paulus' Ermahnungen an die Korinther erahnen. Der Mesner übte also die Schutz- und Aufsichtsfunktion des Türstehers aus und entsprach, wenn auch mit deutlichen Abstrichen, unserem Begrüßungsdienst.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich dies gewandelt. Heute umfaßt der Mesnerdienst alle Aufgaben, die für einen reibungslosen Betrieb der Kirche und Gemeinderäumlichkeiten nötig sind. Hierzu zählen insbesondere Ordnung und Sauberkeit im Innen- und Außenbereich mit allen dazugehörenden Geräten und technischen Einrichtungen, ferner Bedienung, Pflege und Beschaffung von Ausstattung und Material für den Betrieb der Gemeinde, wie zum Beispiel Leuchtmittel, Kerzen, Reinigungs-, Sanitär- und Streumaterial. Der Mesner sorgt für die Behebung von Schäden oder Mängeln. Er kümmert sich um die Bereitstellung von Utensilien für die Gottesdienste einschließlich Taufen und Trauungen, bereitet das Abendmahl vor und nach, bedient das Geläut und ist für die Gestaltung des Altars zuständig. Im Winterhalbjahr kommen noch Heizung und Winterdienst hinzu.

Mit dem Übergang des Mesneramtes von Ruth Gräßler auf mich wurde im Zuge des allgemeinen Sparzwanges die ganze Mesnerstelle auf eine halbe gekürzt. Da die Aufgaben aber gleich blieben, entschloß sich die Gemeinde zu einer Neuorganisation. Für die Sauberkeit im Inneren der Kirchenräume sind nun eigene Reinigungskräfte, derzeit Brigitte Meyer und Martina Rumpel, zuständig. Schließlich ist noch der Blumenschmuck zu erwähnen, um den sich Traudl Bogner ehrenamtlich kümmert.

So kann man durch die Neuordnung des Mesnerdienstes inzwischen von einem ganzen Mesnerteam sprechen, dessen Aufgabe es ist, den Pfarrer für die Gottesdienste und weitere Veranstaltungen zu unterstützen und so der Gemeinde und ihrem Bau zu dienen.

Manfred Lutz

Mesnerehepaar Hans und Ruth Gräßler

Als im Sommer 1967 der damalige Pfarrer Hans Ahrens von der Martin-Luther-Kirche das Ehepaar Gräßler wegen des Mesnerdienstes ansprach und sie diesen zum 1. Oktober antraten, da ahnten beide nicht, dass 27 Jahre daraus werden sollten.

Zunächst übernahm Hans Gräßler den Dienst, seine Frau Ruth stand ihm zur Seite. 1970 wurde sie Mesnerin, nun ihrerseits von ihrem Ehemann unterstützt. "Dass man bei einem solchen Dienst als Ehepaar zusammenhilft, ist selbstverständlich. Ja, eigentlich muss die ganze Familie mitmachen", sagt Ruth Gräßler, und sie ist dankbar dafür, dass sie diesen Zusammenhalt erleben durfte. Denn auch ihre Söhne Jürgen und Michael halfen tatkräftig mit.

Man wuchs schnell hinein in den Dienst, der sich ja nicht nur auf Kirche und Saal beschränkt, sondern der auch die Pflege der Außenanlagen umfasst. Aber auch der Umgang mit den unterschiedlichen Menschen einer so großen und lebendigen Kirchengemeinde erfordert Kraft und Einfühlungsvermögen. Ohne den Beistand Gottes hätte sie diese lange Dienstzeit wohl nicht geschafft, so Ruth Gräßler.

Sie hielt sich an den Mesnerspruch "Dienet einander als die guten Haushalter Gottes". Wenn man sie in ihrem stillen, zurückhaltenden und doch bestimmten Wesen wirken sah, so spürte man, dass sie mit ganzem Herzen Mesnerin war.

Wer so lange im Mesnerdienst steht, erlebt natürlich auch Pfarrerwechsel. So wurde 1974 Pfarrer Hans Ahrens als Dekan nach Ansbach berufen, und Pfarrer Wolfgang Brandt trat sein Amt an. "Ich weiß noch, wie ich mit Herzklopfen den neuen Pfarrer begrüßte", schmunzelt Ruth Gräßler. Doch schnell gewöhnte man sich aneinander und wurde ein gutes Team. Auch für das herzliche Verhältnis zu Pfarrfrau Inge Brandt ist Ruth Gräßler dankbar: "Sie hat mich oft getröstet und mir gut zugeredet, wenn mir der Dienst schwer wurde."

Mit der neuen Pfarrfamilie und ihren drei Söhnen kam frischer Wind. Es wurde eine Musikgruppe gegründet, mehr Jugendliche kamen. "Natürlich musste ich auch manchmal schimpfen", erinnert sich Ruth Gräßler, "doch ich denke, die Jugend verstand und versteht es, dass eine Mesnerin nicht alles durchgehen lassen darf."

Zu den besonderen Bewährungsproben für Mesner zählen Baumaßnahmen. Gleich zu Dienstbeginn von Gräßlers war die Umgestaltung des Altarraumes in vollem Gange, das Dach der Kirche wurde neu gedeckt, und es gab einen Orgelumbau. Die Kirchenbänke mussten mit Folien abgedeckt und Unmengen Bauschutt mussten entfernt werden. 1978 kam der Anbau des Martin-Luther-Saales hinzu.

Mit den Baumaßnahmen fanden meist auch Heizungsumstellungen statt - von Koks auf Öl und schließlich auf Gas - bei denen es oft eine Menge Ärger gab. Schwerarbeit bedeutete die Koksheizung. Sie musste Freitagabend angeheizt und Samstagnacht nochmals nachgeheizt werden. Und sie hatte ihre Tücken: Sie ließ sich nicht regulieren.

Ruth Gräßler fällt eine lustige Begebenheit ein. In einem besonders kalten Winter hatte sie an Heiligabend ordentlich geheizt, "damit die Leute nicht frieren". Plötzlich gab es im Laufe des Tages einen Wetterumschwung. Den vielen Menschen, die in ihren dicken Wintermänteln in der Christvesper saßen, wurde es recht heiß. Ruth Gräßler erinnert sich, wie sie vergeblich versuchte, durch das Schließen der Heizklappen die Wärme einzudämmen.

"Ja, man könnte ein Buch schreiben", sagt sie heute, wenn sie sich zurückerinnert. Der Abschied fällt ihr schwer, sie kann die Tränen nicht verbergen. Doch sie fühlt sich gesundheitlich nicht mehr stark genug für das Amt, und weil auch ihr Ehemann zum Jahresende in den Ruhestand geht, hat sie sich entschieden, ebenfalls ihren aktiven Dienst zu beenden. Die Martin-Luther-Gemeinde dankt dem Ehepaar Gräßler für diese lange und aufopferungsvolle Dienstzeit und wünscht den beiden Gottes Segen und Geleit für den wohlverdienten Ruhestand - wir werden sie vermissen.

Ulrike Gloger

Hans Grombach

Hans Grombach (1899-1975) war von 1949 bis 1967 Mesner der Martin-Luther-Kirche. Er übte seinen Beruf mit Leib und Seele aus und galt als die "Zuverlässigkeit in Person". Dabei wurde er von seiner Frau Margarete und seinen sechs Kindern tatkräftig unterstützt. Zusammen mit seiner Familie wohnte er im Haus neben der Kirche, Wittelsbacherstraße 14. Zu seinen Aufgaben gehörten nicht nur das Anstecken von Liednummern und das Einsammeln des Klingelbeutels, sondern auch das Läuten der Glocken per Hand und das Treten des Blasebalgs für die Orgel. Grombach sorgte an hohen Festtagen für eine festlich geschmückte Kirche und studierte für Weihnachten jeweils mit einer großen Kinderschar das Krippenspiel ein. Am Ende seiner insgesamt 55-jährigen Dienstzeit, die er auch in St. Stephan und auf der Sieboldshöhe verbrachte, erklärte Grombach, die Arbeit des Mesners sei zwar durch den technischen Fortschritt einfacher, aber nicht weniger geworden.

Niko Natzschka

 


Diese Seiten stammen aus der Festschrift zum 50-jährigen Kirchenjubiläum im Jahr 1999.
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